„I don’t wanna stop, we push it to the limit“

Interview mit Philomena Schwab

von

in

Die Szene der Indie-Entwickler in der Schweiz ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Trotzdem bleibt das Umfeld herausfordernd.

Obwohl etwa die Twitch-Nutzungszahlen in die Höhe schnellen, ist die Schweiz (noch) kein eSport Land. Und auch für Spielentwicklungen sind wir nicht als Hochburg bekannt. Trotzdem hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Gerade im Indie-Bereich.

Indie-Entwickler arbeiten ohne finanzielle Unterstützung von Unternehmen. Wieso die angestrebte Unabhängigkeit ein Balanceakt ist und welche positiven Trends sich abzeichnen, erzählt Game Designerin Philomena Schwab im Interview.

Game Designerin Philomena Schwab

Wie erlebst du allgemein das Klima für Indie-Entwickler in der Schweiz?

Die ganze Szene ist in den letzten zwei bis drei Jahren recht stark gewachsen. 2011, als ich mit dem Bachelor Studium angefangen habe, sah es bezüglich Anstellungschancen nicht gut aus. Das ist mittlerweile einiges besser. Bei meinem Abschluss vor zwei Jahren fand etwa die Hälfte des Jahrganges einen Job im Bereich Gameentwicklung oder verwandten Gebieten.

Diese Leute sind dann aber angestellt und keine unabhängigen Entwickler.

Das variiert. Einige versuchen sich selbstständig zu machen. Bekanntestes Beispiel dafür ist wahrscheinlich Koboldgames. Oft entscheiden sich Studios für eine Mischung aus eigenen Produktionen und Kundenaufträgen.

Ein Balanceakt.

Genau. Die Szene ist immer noch relativ klein. Es gibt so um die 40 Startups, die versuchen im Bereich Games aktiv zu sein. Und man kennt sich sehr gut untereinander. Viele Personen sind in mehreren Projekten in verschiedenen Rollen involviert.

Tower Offense wird von der Zürcher Indie-Schmiede Capsule Games entwickelt.

Tower Offense wird von der Zürcher Indie-Schmiede Capsule Games entwickelt.

Wo arbeitest du im Moment?

Dank dem Erfolg des Niche Kickstarters werde ich aber[1]  danach aber sicher die nächsten 6 Monate Vollzeit an Niche arbeiten können, und nebenbei beim SGDA (Swiss Game Developers Association) aushelfen. Und etwa noch einen halben bis ganzen Tag pro Woche bin ich bei Capsule Games (Anm.: Entwickler von Tower Offense) engagiert.

Wie schwierig machen es die hohen Lebenshaltungskosten in der Schweiz im internationalen Vergleich?

Das ist definitiv ein Problem. Unser Team könnte drei Mal so gross sein, wenn wir in einem anderen Land arbeiten würden. Alleine schon weil man hier einen viel höheren Monatslohn zahlen muss, als etwa in Polen. Dort könnten wir für das gleiche Geld wahrscheinlich fünf zusätzliche Leute anstellen und ein noch geileres Game machen.

Was hält dich davon ab zu gehen?

Ich sehe viele Studenten, die jetzt abschliessen, richtig gut sind und gerne in der Schweiz bleiben möchten. Entsprechend wollen wir darauf hinarbeiten, dass es genug Arbeitsplätze gibt. Die Schweiz ist ja eigentlich schon ein schöner Ort an dem man gut leben kann. Ich will nicht schuld sein, dass wir in der Schweiz keine Spieleindustrie haben. (lacht)

Du promotest regelmässig Schweizer Games. Ist das vor allem deiner Tätigkeit bei der SGDA geschuldet, oder weil es dir am Herzen liegt?

Das ist mir sehr wichtig. Ich kenne die Leute, die diese Projekte machen. Und wenn ich ihnen zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen kann, mach ich das einfach.

Wie ist das Klima der Medien und Gamer in der Schweiz gegenüber Indie-Games?

Es ist viel besser geworden. Vor allem weil die SGDA, die Zürcher Hochschule der Künste, Pro Helvetia und andere Organisationen viel Öffentlichkeitsarbeit geleistet haben. Es werden mehr Veranstaltungen organisiert bei denen man Games anschauen und ausprobieren kann. Und immer mehr Leute merken, dass es eben nicht nur darum geht, sich gegenseitig den Kopf wegzuschiessen. Immer mehr Leute verstehen, dass es kleine Gamestudios gibt, die versuchen etwas zu machen. Auch Medien greifen das Thema auf. Ich glaube, wir bewegen uns in eine gute Richtung.


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert