Seit Nemo Anfang Mai den Eurovision Song Contest 2024 für die Schweiz gewonnen hat, sind einige Wörter über die Tastaturen der schweizer Journalisten geflossen.
A tale of five cities
Insbesondere die Auswahl der Host City produziert einiges an Diskussionen.
Der Tagesanzeiger berichtet, dass Zürich mit 20 Millionen die Absicht den ESC bei sich zu hosten, nochmals etwas deutlicher signalisiert. Zürich und damit das Hallenstadion gelten denn auch bei den meisten Einschätzungen als Favoriten, wobei die anderen Städte im Rennen nicht sehr weit zurückliegen.
Genf dürfte die zweitwahrscheinlichste Wahl sein, wobei die Tatsache, dass die EBU (Organisiert den ESC) ihren Sitz dort hat, kaum eine Rolle spielen sollte. Wer für den Eurovision Song Contest arbeitet, wird sich Reisen mehr als gewöhnt sein.
Die Palexpo dürfte zwar von der Grösse her genug sein (Am Laver Cup 2019 namen z.b. 17’000 Zuschauer teil), hat aber den Nachteil, dass im Vergleich zum Hallenstadion potenziell etwas mehr Infrastruktur nachgerüstet werden muss. Wenn man sich den Timelapse des Bühnenaufbaus von 2024 anschaut, scheint das aber auch eher problemlos überwindbar.
Ungefähr gleichauf mit Genf dürfte die Kandidatur von Basel sein. Für alle Kandidaturen dürfte es ein bedeutender Faktor sein, wieviel Gewichtung z.B. die Grösse des Flughafens im Pflichtenheft erhält. Im Joggeli müsste man zudem ein Dach installieren. Basel hat sich durch eine etwas deutlichere Motivation abgehoben, aber letztendlich dürfte die Entscheidung grösstenteils auf eher objektiven Eckdaten beruhen.
Das Schlusslicht bildet wohl die gemeinsame Bewerbung von Bern und Biel. Die vorgesehene Halle sollte am 1. April 2025 übergeben werden. Da das Event im Mai stattfindet, ist das sehr knapp, und Grossbauprojekte sind notorisch für Verzögerungen. Und Biel einzubinden ist zwar dank Nemo’s Ursprung charmant, aber mutet in der Praxis etwas murksig an, vor allem da an Events eigentlich nur die symbolische Stabübergabe im Januar, und ein Public Viewing in Biel vorgesehen sind. (Wo der Euroclub stattfindet, wurde im Vortrag an den Stadtrat von Bern gar nicht erwähnt)
Bern gibt auch offen zu, dass man alleine nicht über genug Unterbringungsmöglichkeiten verfügt, und investiert als Stadt „nur“ 7 Millionen gegenüber den 20 Millionen der Stadt Zürich.
Auch die Webseite des blauen Toilettenpapiers für Pendler, hat natürlich eine komplett überflüssige Meinung zur „Host City“. Der Artikel macht erfolgreich mit den hohen Kosten Stimmung gegen das Event, und lässt dabei bewusst weg, dass die Einnahmen durch die Besucher die Kosten um ein weites übersteigen werden. (Siehe dazu die Pressemitteilung der Stadt Zürich: „Es ist davon auszugehen, dass die Stadt Zürich dank des ESC langfristig von positiven Imageeffekten profitieren wird und die lokale Wertschöpfung in etwa das Doppelte der eingesetzten Mittel betragen wird.“)
Man erklärt es zudem als brisant, das im Konzept von Bern/Biel mit Unterstützung bezüglich Sicherheit durch den Bund gerechnet wird. Tatsächlich ist dies aber eine ziemlich übliche Praxis bei Grossevents dieser Art.
Der Bund sieht die Kandidatur von Bern & Biel ebenfalls als eher unwahrscheinliche Variante. Als Negativpunkte nennt der Artikel:
– Der fehlende internationale Flughafen
– Die umständliche Aufteilung auf 2 Städte.
– Das Risiko dass die Festhalle nicht zeitgemäss fertig wird.
Ebenso zweifeln sie an der Finanzierung, die ohne den Bund nicht zustande kommen würde. Es geht dabei aber vor allem um einen Einnahmenverzicht von 27 Millionen bei der Kantonspolizei, den der Bund zu mindestens 60% subventionieren solle. Vermutlich ist diese Zahl inklusive der Kosten für den Grundauftrag gerechnet, denn Zürich sieht z.B. nur 3 Millionen Mehraufwand gegenüber dem Grundauftrag bei ihrer Kantonspolizei.
Ich finde den Ansatz, ein etwas bescheideneres Event zu machen zwar auch interessant, doch die EBU scheint mir eher vom Typ „klotzen statt kleckern“ zu sein. Persönlich hoffe ich auf Zürich, da ich seit kurzem in Dübendorf wohne.
Aber wer weiss, vielleicht werden wir aber am Ende von der Entscheidung doch noch komplett überrascht.
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